18. SONNTAG im Jahreskreis

Die Verklärung Jesu

Evangelium nach Matthäus (17, 1-9)

Wir sprechen nicht gerne darüber. Irgendwie spüren wir eine natürliche Scheu über unsere eigenen „Gotteserfahrungen“ zu reden, weil wir meinen, das kommt nur bei privilegierten, heiligen Menschen vor. Aber solche Erfahrungen sind gar nicht so selten, wie wir oft meinen. Gotteserfahrungen können in vielen Arten und Intensitäten vorkommen: Sich im Eins-sein mit der Schöpfung ausdrücken, in der tiefen Erkenntnis eines Bibelwortes, in der Begegnung mit Gott im Gebet oder in einer Hl. Messe. Es können auch - aber das eher selten - Visionen sein, wie z.B. Bei Paulus, der unterwegs nach Damaskus eine Lichterscheinung hatte. Meistens geht es um elementare Erfahrungen der Nähe Gottes, die uns tief berühren, unser Leben prägen und uns Mut und Entschlossenheit geben, unseren Glauben zu leben.

Eine solche Gotteserfahrung machen die drei Männer, die zu den engsten FreundeN von Jesus gehören, und zwar auf einem Berg. Der Berg ist in der Bibel oft der Ort der Nähe zu Gott und der Begegnung mit Gott. Schon vorher taucht im Matthäusevangelium der Berg in besonderer Bedeutung auf: der Berg der Versuchung, der Berg der Bergpredigt. Jetzt wieder ein Berg ( Er wurde später der Berg Tabor genannt, obwohl dieser Name hier nicht vorkommt).

Mose hat Gott auf dem Berg Sinai erfahren und der Prophet auf dem Berg Horeb. Jesus geht mit dem intimsten Kreis seiner Freunde auf einen Berg, wo sie ihre Gotteserfahrung machen.

Petrus, Jakobus und Johannes die machen die Erfahrung, dass Jesus eine ungemeine Gottesnähe auszeichnet, dass ihnen in ihm, dem Mann aus Nazareth, Gott begegnet, weil die Beziehung von Jesus zu Gott eine einzigartige ist: „Das ist mein geliebter Sohn.“ Da geht ihnen ein Licht auf - eine Erleuchtung - eine plötzliche klare Einsicht. Auf dem Berg bekommen sie die Klarheit über die wahre Bedeutung von Jesus.

Es gibt Augenblicke, in denen einem etwas aufgeht. Meist kommen solche Augenblicke ganz unerwartet. Man kann sie auch nicht festhalten, nicht zurückholen. Sie entfalten eine Kraft. Sie gewähren einen plötzlichen Lichtblick auf ein längst angesteuertes Ziel, einen Lichtblick, der den nachfolgenden Weg anders gehen lässt.

Mose und Elija, die höchsten Persönlichkeiten der jüdischen Religion, sind bei Jesus. Die Wolke überschattet die Männer. Sie ist verhüllender Hinweis auf die Gegenwart Gottes. Die Stimme bestätigt Jesus, wie bei seiner Taufe: Er ist der besondere Gesandte Gottes, auf ihn sollen sie hören. In ihm ist Gott gegenwärtig. Das blendende Licht, das Jesus durchstrahlt erinnert an die Geschichte Gottes mit seinem Volk: Im Psalm (27,1) heißt es: „Der Herr (Gott) ist mein Licht und mein Heil!“ Und Matthäus zitiert auch den Propheten Jesaja, bei dem es heißt: Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Und für alle, die im finsteren Land des Todes wohnen, leuchtet ein Licht auf!« Gottes Licht wird in Jesus erkannt.

Was will uns diese Lichtsymbolik mit Jesus sagen? Gott hat wieder deutlich in die Entwicklung seiner Schöpfung eingegriffen. Er hat in und durch Jesus deutlich machen wollen, dass seine Schöpfung, seine Menschen ihm nicht gleichgültig sind. Schon 200.000 Jahre entwickelt sich die Menschheit mit vielen Erfolgen und Fehlschlägen, mit Höhen und Tiefen, suchend und oft im Dunkeln tastend. Gott kommt den Menschen - in und durch Jesus - zur Hilfe. Er bietet ihnen seine Weisheit und Orientierung an. Wenn wir auf diesen Jesus hören, uns an ihn halten, findet die Menschheit den richtigen Weg. Jesus der Weg. Seine Vorstellungen über Gott und Mensch sind für uns die Wahrheit, die uns zum wahren Leben verhilft. Liebe Gott und liebe deine Mitmenschen. Das ist die einzig wahre Lebensweise die uns wirklich weiterhilft. Das ist der Weg den Gott uns durch Jesus zeigt.

Wir wollen Christen sein, an Jesus glauben. Ist uns die wahre Bedeutung von Jesus für uns und unser Leben schon einmal ganz klar geworden, wie eine tiefe, unser Leben verändernde Gotteserfahrung? Unsere „Taborerfahrung“?

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